Ein Besuch in der Halle der Kunst

Viel wurde über sie berichtet, seit 1. Juni diesen Jahres ist sie geöffnet, gestern am 5. September haben wir sie besucht: die neue Kunsthalle in Mannheim, der größte Neubau eines deutschen Kunstmuseums, ein Leuchtturm für die Kunstszene wie für Mannheim.

Die eineinhalb Stunden der Führung vergingen wie im Fluge, was sicherlich auch dem lebendigen und fachlich fundierten Vortrag zu verdanken war.

Gleich zu Anfang ein persönliches Highlight und ein zeitlicher Glücksfall zugleich: wir sind gestartet mit der Sonderausstellung zu Jeff Wall, die nur noch bis zum Ende dieser Woche zu sehen sein wird. Die Markenzeichen des  internationalen Fotokünstlers Jeff Wall sind großformatige Dialeuchtkästen, die wie sorgfältig komponierte Film-Stills wirken. Der studierte Kunsthistoriker knüpft mit seinen Werken vielseitige Verbindungen zur Kunstgeschichte und wird aufgrund seiner aufwändigen Inszenierungen immer wieder mit den Meistern der Moderne wie Eugène Delacroix und Edouard Manet verglichen. Er hat nur rund 200 Werke veröffentlicht. 

Im Rahmen der weiteren Führung erhielten wir gleich die Bezugspunkte zu seinem Werk - unser Guide führte uns zum Werk Nr. 1, sozusagen dem größten Schatz des Hauses, gemalt eben von Edouard Manet, mit dem Titel »Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko«. So wissen wir dank der spannenden Ausführungen, dass es vier Bilder Manets zu diesem Thema bzw. Motiv gibt, hier in Mannheim hängt das Größte und »Radikalste«: ein politisches Bild - zeigt es doch die erschießenden Soldaten nicht in mexikanischer Tracht sondern französisch gekleidet. Der Künstler interpretiert den Verrat Napoleons, dieser liefert »seinen« Kaiser von Mexiko aus - nicht Mexiko sondern Frankreich erschießt Maximilian. 

In dieser kurzweiligen und fundierten Form ging die Führung weiter, rund um Rodin’s Eva, zum schreienden Papst von Francis Bacon (»Pope II«) und vielen anderen Exponaten unterschiedlichster Provinienz. Auch die besondere Architektur der Kunsthalle wurde uns verständlich gemacht und näher gebracht.

Zum Schluss noch ein weiteres Highlight in Kubus 9, wo die permanente Video-Klang-Rauminstallation des südafrikanischen Künstlers William Kentridge uns als Betrachter mit einer enormen Gestaltungskraft, Bildsprache und Klangwelt in den Bann zieht. 

Zum Ausklang gab es für einige Unentwegte noch ausgesprochen schmackhafte Speisen aus unterschiedlichen Regionen der Welt im Restaurant LUXX, das in der Kunsthalle verortet ist. An Gesprächsstoff hat es nicht gemangelt.